Pornosucht und die Angehörigen – das Tabu hinter dem Tabu

Der exzessive Konsum pornographischer Online-Angebote (Filme, Fotos) hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Betroffen sind vor allem Männer, vom Jugendalter bis ins hohe Erwachsenenalter. Die soziale Isolation während der Corona-Pandemie hat dabei die vorhandenen Trends verstärkt. Obwohl die Mehrzahl der Konsumenten ihr Verhalten steuern und kontrollieren kann, zeigt sich, dass immer mehr Personen dies nicht mehr vermögen. Nach verschiedenen Schätzungen sind 1 bis 1.5 Millionen Männer süchtig nach Online-Pornographie. Dies bedeutet, dass sie die klassischen Abhängigkeitsmerkmale (unwiderstehliches Verlangen, Kontrollverlust, Toleranzerhöhung, Dosissteigerung, psychische Entzugserscheinungen, Vernachlässigung von Familie, Partnerschaft und Arbeit) aufweisen. Zur Situation der Betroffenen wurde hier bereits berichtet unter „Pornosucht – Fakten, Hintergründe und Hilfen“ und „Pornosucht: Vom Konsum zur Sucht“.

Die Pornosucht gehört wegen der mit dem exzessiven Konsum und dessen erlebter Unkontrollierbarkeit verbundenen Scham- und Schuldgefühlen zu den am stärksten tabuisierten Suchtformen. Und dies bei den ohnehin schon starken Tabuisierungs- und Abwehrtendenzen bei Suchtproblemen! Im vorliegenden Beitrag geht es um die Situation der Angehörigen – meistens Partnerinnen und Ehefrauen, bisweilen auch Kinder. Für sie ist die Pornosucht in der Partnerschaft und Familie das Tabu hinter dem Tabu, oft lange nicht fassbar, geleugnet und trotzdem hochrelevant. 

Pornosucht und die Angehörigen: Elefant im Schlafzimmer

Die Situation in einer Partnerbeziehung, in der einer der Partner (meistens der Mann) exzessiv Pornographie konsumiert, ist von vielfältigen Stressoren gekennzeichnet. Vor allem betreiben die meisten Männer dieses Verhalten heimlich. Bei Pornosucht handelt es sich also aus Sicht der Angehörigen um das Tabu hinter dem Tabu. 

Zunächst stellt sich die Frage, ob die Pornosüchtigen ihr diesbezügliches Verhalten schon mit in die Beziehung gebracht haben oder ob es sich im Laufe der Partnerschaft entwickelt oder verstärkt hat. Für die Partnerin ergibt sich die Situation, dass sie anfangs nur Symptome wahrnimmt und daraus Vermutungen entwickelt. Ein offenes Sprechen – oder gar gemeinsames Konsumieren – ist selten. Sie bemerkt nicht selten einen sexuellen Interessensverlust ihres Partners an ihr. Die Entwicklungen können jahrelang andauern. Je mehr sie ihren Mann bedrängt, desto mehr wird er leugnen und sich zurückziehen. Es ist wie mit der Metapher vom „Elefanten im Wohnzimmer“, hier handelt es sich eher um einen „Elefanten im Schlafzimmer“. Beide spüren, dass ein großes Problem zwischen ihnen steht, aber es bleibt zunächst und oft für lange Zeit unaussprechlich. 

Was Sie über Pornosucht wissen sollten!

Nicht jeder exzessive Pornokonsum stellt ein abhängiges Verhalten dar. Daher ist es auch für Angehörige wichtig, einige Grundlagen zu diesem Problemverhalten kennenzulernen. Diese sogenannte Psychoedukation – das Wissen zu psychischen Hintergründen und Problemen – ist essentiell für das Verständnis der Sucht. 

Sexsucht, Pornosucht – Let´s talk about it!

Sexsucht, die sich heutzutage vor allem in Form von Pornosucht zeigt, umfasst das übermäßige Beschäftigtsein mit sexuellen Phantasien, erotischen Begierden und zwanghaftem, häufigem Masturbieren.  Hinzu kommen die völlige oder weitgehende Unfähigkeit, den sexuellen Impulsen und dem Verlangen nach Selbstbefriedigung zu widerstehen, eine deutliche Zunahme der Pornokonsum- und Masturbationsaktivitäten, der Hang zu stärkeren, härteren Formen sexueller Handlungen und ein starker Rückzug in eine sexuelle Schein- und Phantasiewelt. Viele Sexsüchtige sind alleinlebende Männer und solche mit geringen oder gar keinen realen sexuellen Erfahrungen. Schätzungsweise in der Hälfte der Fälle ist es aber so, dass Sexsüchtige in Beziehungen leben. In der Partnerschaft gibt keine oder kaum noch Sexualität zwischen den Partnern gibt. Der Hauptgrund dafür ist das innere Besetztsein des Partners mit den pornographischen Bildern. Diese haben seine sexuelle Lust (Libido) im wahrsten Sinne gekapert und lassen ihm wenig Raum für Sexualität in der Realität. 

Eine heutzutage häufigste Form der Sexsucht ist die Pornosucht, die sich auf den exzessiven, schwer kontrollierbaren Konsum pornographischen Materials (Bilder, Videos) im Internet bezieht. Davon sind fast nur Männer betroffen. Schätzungsweise 97% aller Pornosüchtigen sind männlichen Geschlechts, wobei durchaus verschiedene sexuelle Orientierungen (vor allem Homo- oder Heterosexualität) auftauchen können. 

Pornosucht als Verhaltenssucht

Unter Verhaltenssüchten, wie etwa Glücksspielsucht, Kaufsucht, Mediensucht, werden Verhaltensweisen verstanden, die kurzfristig belohnende und luststeigernd wirken, über die die Betroffenen aber langfristig die Kontrolle verlieren. Es handelt sich also im Kern um Störungen der Verhaltenskontrolle. Wie alle Verhaltenssüchte entwickelt sich auch die Pornosucht schleichend. Dies gilt für die Betroffenen selbst, so dass sie die Realität ihrer Sucht lange abwehren und nach außen abstreiten. Für die Angehörigen ist die schleichende Veränderung ihrer Beziehung aber auch ein zunächst kaum wahrnehmbarer Prozess, der erst nach und nach ins Bewusstsein rückt und dann großen Leidensdruck erzeugt. 

Gegenüber den pornographischen Reizen werden die Betrachter zunehmend abgestumpfter und müssen dann mehr oder stärkere Reize konsumieren, um die gleiche subjektive Wirkung zu erzielen. Dieses Phänomen ist mit der Toleranzerhöhung bei den Substanzsüchten vergleichbar. Am Ende ist der Pornosüchtige gegenüber normalen und schwachen erotischen Reizen so abgestumpft, dass diese ihn nicht mehr erregen können. In vielen Fällen führt die chronische Pornosucht zu Libido- und Erektionsproblemen und damit zu Impotenz. Dies wird als pornoinduzierte erektile Dysfunktion (engl. PIED) bezeichnet und kann ein Anlass zur Veränderung des Problemverhaltens sein. 

Pornokonsum – Funktionen und Folgen

Der Pornokonsument erlebt beim Betrachten von Fotos und noch mehr von Filmen mit sexuellen Reizen eine starke und unmittelbare Erregung. Die visuellen Reize erweisen sich als intensive Verstärker und werden deshalb oft wieder benutzt. Die Ansprechbarkeit von Männern auf visuelle sexuelle Reize ist stärker als bei Frauen. Es kann schnell Gewöhnung und Konsumautomatismus entstehen, wenn sich die Betrachter der Risiken nicht bewusst sind.  

Meist vermitteln die pornographischen Reize ein vorübergehendes Scheingefühl von Macht über Frauen. Der Betrachter genießt stellvertretend die Benutzung und Erniedrigung von Frauen beim Sexualakt, den er im Porno beobachtet. Die Beobachtung beinhaltet die symbolische Inbesitznahme und Machtausübung über das Sexualobjekt im Film. Dies wirkt sich auf den Beobachter sehr verstärkend und luststeigernd aus. Das Selbstbelohnungszentrum des Gehirns – das dopaminerge System – wird stark angesprochen und vermittelt über das Endorphinsystem starke positive Gefühle. Der Konsument gerät in einer Scheinwelt aus Dominanz und Kontrolle, die sich mehr und mehr von seiner Lebensrealität entkoppelt. Diese Diskrepanz verstärkt zusätzlich die Attraktivität der pornographischen Reize. Die Realität wird mehr und mehr ausgeblendet. Für den Konsumenten ist der Konsum von Online-Pornographie wie das Hineintauchen in eine andere Welt (Immersionseffekt) unter Abschaltung der Bezüge zur realen Welt.

Motive, Sehnsüchte, Scheinwelten und Kontrollverlust

Es geht dem Konsumenten um die Erfüllung von Bedürfnissen nach Sexualität, erotischen Sehnsüchten und Phantasien, die sich immer mehr von der Realität entfernen. Bei sexuell unerfahrenen Männern dient der Pornographiekonsum als ein Ersatz für ersehnte, aber nicht vorhandene reale sexuelle Erfahrungen. Pornographische Filme sind in dieser Hinsicht audiovisuelle Märchen für Männer, was dies aber oft nicht realisieren (wollen). Pornographiekonsum kann als Ersatz für fehlende sexuelle Erfüllung, aber genauso auch als Fluchtpunkt aus einer nicht mehr erfüllenden Beziehung dienen. In beiden Fällen ist der Pornokonsum Mittel zur Vermeidung einer anstrengenderen Veränderung der eigenen Situation.

Pornographie hat einen hohen neuronalen Verstärkereffekt. Dadurch wird das Verhalten in seiner Häufigkeit gefördert und kann zur Gewohnheit und schließlich auch zur Sucht werden. Dies bedeutet dann, dass die Selbstkontrolle über Häufigkeit und Dauer des Pornokonsums beim Konsumenten weitgehend oder vollständig verloren ist. Dadurch kommt es oft zu mehreren Stunden Pornokonsum am Tag. Im wöchentlichen Verlauf geschieht der Pornokonsum dann täglich oder fast täglich. 

Diagnostische Kriterien einer Pornosucht

Wichtige Kriterien einer Pornosucht sind der Kontrollverlust über Dauer und Frequenz des Konsums, die Erhöhung der Härte der konsumierten, der zunehmende Verlust des Realitätsbezugs der eigenen Sexualität und Leben in einer erotischen Scheinwelt, exzessives, unkontrolliertes Masturbieren, Unfähigkeit zu längeren Abstinenzphasen, Rückzug von sozialen und partnerschaftlichen Kontakten, Vereinsamung und Isolation sowie am Ende bisweilen Nachlassen der Libido und Erektionsfunktion. Zur genauen Abklärung bedarf es eines erfahrenen Diagnostikers und Psychotherapeuten. Es liegen jedoch einige Selbsteinschätzungsinstrumente vor, die eine erste Selbstüberprüfung ermöglichen.

Porno – Fast Food für das Gehirn

Das Wirkprinzip der Pornographie besteht im Herbeiführen einer starken, schnellen Erregung durch visuelle Reize mit einer anschließenden, meist schnellen Erregungsabfuhr. Die visuellen Reize wirken wie ein Brandbeschleuniger, der ein schnelles Feuer erzeugt, was dann aber sehr schnell auch wieder erlischt. Es entsteht ein Kreislauf aus sofortiger Erregung, schneller Erregungsabfuhr und dann bald wieder neuerliche Erregung durch immer stärker Reize. Nach der schnellen Selbstbefriedigung tauchen in der Regel negative Gefühle auf, oft Schamgefühle, aber auch Schuldgefühle und depressive, niedergeschlagene Befindlichkeit sind möglich. Diese negativen Emotionen werden zum Auslöser für Beseitigungshandlungen durch neuen Erregungsaufbau. 

Pornographie insgesamt regt die sexuelle Phantasie kurzfristig mit intensiven visuellen Reizen übermäßig stark an, zerstört sie aber langfristig durch die unrealistischen hypersexuellen Bilder, die sich ins Gedächtnis einbrennen. Für das Gehirn ist die Erregung vergleichbar mit der schnellen Anflutung einer Drogenwirkung, die so intensiv ist, dass alles andere unwichtig wird, und nach dem Abklingen schnell wieder das Verlangen nach neuer Erregung („Dosis“) aufkommt. 

Es entsteht insbesondere bei jungen Pornokonsumenten die Idee einer normativen sexuellen Performance, wie Sexualität funktionieren muss, die aber weit von jeglicher Realität von Intimität und Interaktion zwischen Sexualpartnern entfernt ist. Die meisten Betrachter können nach exzessivem Pornokonsumunbewusst nicht zwischen Fake und Realität unterscheiden, auch wenn ihnen die Künstlichkeit der pornographischen Filmsequenzen theoretisch durchaus klar ist. Es entsteht ein virtuelles Frauenbild, das einseitig sexistisch ist, und im männlichen Selbstbild dominieren zunächst Macht- und Beherrschungsphantasien, späterhin in der Realität aber Leistungsdruck und Versagensängste. 

Pornokonsum schafft keine bessere Sexualität und schon gar keine besseren Partnerschaften. Es handelt sich um eine vollkommene Schein- und Traumwelt, die sich im Inneren der Betrachter immer mehr breitmacht und starke Macht über sein Denken, Fühlen und Verhalten gewinnt.

Hilfen – Was kann ein Betroffener für sich tun?

Meist besteht der erste Schritt nach einer langen Zeit des Leidens darin, den Suchtcharakter des eigenen Verhaltens zu entdecken. Der Pornokonsument erlebt immer wieder selbstbezogene Demütigung und Minderwertigkeit, weil er an die agierenden Personen hinsichtlich Attraktivität, Libido und sexueller Performanz nicht heranreicht. Jeder Pornokonsum enthält für den Betrachter – und nicht nur die Betrachteten – herabwürdigende negative Botschaften. Jeder Porno suggeriert eine Scheinwelt, die so nicht erlebbar ist. Das wichtigste Ziel der milliardenschweren Pornoindustrie ist, dass die Konsumenten wiederkommen, immer mehr und immer härteres Material sehen wollen. Besonders abhängige Konsumenten sind erwünscht, da sie hohe Umsätze garantieren.

Wenn sich dies so entwickelt, handelt es sich um den klassischen Suchtmechanismus der Toleranzerhöhung, verbunden mit Dosissteigerung. Und Sucht bedeutet Abhängigkeit, oder noch deutlicher, Sklaverei („addiction“). Der Prozess der Suchentwicklung verläuft schleichend und überwiegend unbewusst (siehe auch „Sucht als Wahrnehmungs- und Denkstörung: Kognitive Abwehr und Verzerrungen bei Suchtstörungen“). Der Betroffene verhindert durch kognitive Abwehrmechanismen, dass er die Problematik seines Handelns und die Schwere seines Abhängigkeitsproblems frühzeitig wahrnimmt. Am Ende ist es meist so, dass die Sucht sich entwickelt hat, bevor der Abhängige es vor sich selbst realisiert und akzeptiert.

Wirkprinzip des Pornokonsums auf die Konsumenten

Pornokonsum bedeutet, die Neugierde an der sexuellen Lust zu manipulieren, das erotische Spiel zum Zwangshandeln werden zu lassen. Aus Neugierde wird Gier, aus Lust wird Zwang, die Freude an Erotik und Sex verkommt zu schneller Erregungsabfuhr mit anschließendem Tiefpunkt. Pornographie hijackt das Selbstbelohnungssystem im Gehirn, kann abhängig machen von ständigen Wiederholungen und Steigerungen des Pornokonsums.
Auch für Männer, die auf andere Weise keinen Blick auf Sexualität mit Frauen bekommen, ist Pornokonsum nicht wirklich hilfreich, sondern auf die lange Sicht schädlich. Sie fühlen sich immer minderwertiger und einsamer. Bis man die Sucht bemerkt und sich zugesteht, ist es oft schon sehr spät. Bis dahin hat sich meist schon exzessives Masturbieren in Kombination mit den pornographischen Reizen entwickelt und der Konsument befindet sich in einer kompletten Scheinwelt.

Pornosucht und die Angehörigen – Hilfen und Tipps

Für die Angehörigen von Pornosüchtigen sind Hilfen und Unterstützung von besonderer Wichtigkeit. Sie erhalten solche noch seltener als die von Pornosucht Betroffenen. Die Angehörigen erleben ein doppeltes Dilemma: Sie ahnen häufig, dass mit dem Verhalten ihres Partners etwas nicht stimmt, stoßen aber immer wieder auf eine Mauer des Leugnens und der Abwehr, nicht selten auch mit einer aggressiven Komponente. Gleichzeitig können sie sich wegen der moralischen Überladung („Overload“) des Themas Verwandten und engen Freundinnen oft nicht anvertrauen, bleiben also in ihrer Not alleine mit ihrem Leid. Deshalb im Folgenden konkrete Hinweise und Tipps.

Das Libido-Reservoire-Modell

Nicht selten argumentiert der Pornosüchtige, dass seine Aktivitäten im Internet auf einer anderen Ebene lägen als die Realität. Was im Internet geschieht, bleibt im Internet oder mit den Worten des Betroffenen: „Was online geschieht, bleibt dort und tangiert unsere Beziehung nicht“, ist ein nicht selten geäußerter Satz. Vordergründig scheint dies auch zu stimmen. Und damit versucht sich der Pornosüchtige auch unangreifbar gegenüber dem Leiden seiner Partnerin zu machen. Aber bei genauerer Betrachtung greift diese Sichtweise zu kurz. Denn über die erotische Energie, die der Partner im Internet lässt, verfügt er nur einmal. Seine Lust investiert er ganz oder überwiegend in seine Masturbationen dort. Diese Erkenntnis wehrt er ab oder lässt sie nicht zu.

Für seine Beziehung und seine Partnerin, verbleibt nicht mehr genügend Libido. Möglicherweise über Jahre ganz nichts mehr. Dieses Faktum, das auch als das Libido-Reservoire-Modell bezeichnet wird, macht deutlich, dass die vorhandene sexuelle Energie des Mannes endlich und begrenzt ist. Er muss sich klar machen, wohin er diese investieren will. In die Scheinwelt des Online-Pornos, in seine Beziehung oder in eine neue Beziehung, wenn er mit seiner aktuellen Beziehung so unzufrieden ist, dass er diese für verloren hält. Auf jeden Fall sollte er wissen, was er will und was er tut, und auch, was er seiner Partnerin mit seinem pornosüchtigen Verhalten antut.  

Tipps für Selbstreflektion und Verhaltensänderung

Hier geht es speziell um Sie als Angehörige. Sie haben schon lange unter der Pornosucht Ihres Partners gelitten. Im Folgenden einige Hinweise für Sie als Angehörige: 

  1. Es ist nicht Ihre Schuld oder Ihr Unvermögen, dass Ihr Partner pornosüchtig ist. Begeben Sie sich daher auch nicht in Konkurrenz mit Pornostars! Nicht in Ihrem inneren Denken und auch nicht um Ihren Partner zu stimulieren.
  2. Holen Sie sich vertrauenswürdige, zuverlässige Unterstützung für sich selbst! Sie sind es sich wert. Dies kann eine Beratung oder Therapie sein, aber auch eine anonyme und niedrigschwellige Krisenintervention (z.B. Telefonseelsorge 0800-1110111 oder 0800-2220222). Drücken Sie dort Ihre Gefühle und Gedanken aus! 
  3. Informieren Sie sich über Online-Sexsucht und die Wirkungen von Pornografie (z.B. www.internet-pornografie.de). Der Konsum von Online-Pornographie kann abhängig machen, Gehirnfunktionen und Verhalten nachhaltig verändern.
  4. Machen Sie Ihrem Partner klar, dass sein Pornokonsum Sie verletzt und Sie sich nicht mehr demütigen lassen werden! Setzen Sie dafür klare Grenzen, die Sie einhalten können!
  5. Führen Sie nach Möglichkeit regelmäßige offene Gespräche mit Ihrem Partner, ggf. unter Hinzuziehung einer Fachkraft! Nicht nur über Pornokonsum, sondern über alles, was für Sie und zwischen Ihnen wichtig ist. Wenn Ihr Partner zu Gesprächen nicht bereit ist, holen Sie sich, was Sie für Ihr Wohlbefinden brauchen.
  6. Sorgen Sie gut für sich selbst, unternehmen Sie selbstständig Aktivitäten, die Ihnen nützen und Sie voranbringen!
  7. Kontrollieren Sie Ihren Partner nicht! Dies zieht Sie selbst immer wieder runter und verstärkt das Misstrauen in der Beziehung. Kurz: Es tut Ihnen nicht gut.
  8. Suchen Sie sich gute Tankstellen in Ihrem Leben für seelische Kraft und Wohlbefinden!
  9. Wenn Sie bereit sind, lassen Sie sich auf partnerschaftliche Sexualität ein! Es geht um Geben und Nehmen. 
  10. Ihr Partner ist krank und nicht Ihr Feind! Auch dies sollte Ihnen immer wieder bewusst sein, nicht um ihn für sein Handeln freizusprechen, sondern um ihn für seine Genesung verantwortlich zu machen. Wenn er von der Droge Pornographie loskommen will, unterstützen Sie ihn!

Online-Hilfen für betroffene Angehörige finden Sie z.B. unter: https://www.return-mediensucht.de/gruppe-fuer-partnerinnen-von-porno-konsumenten/ 

Literatur:

Roth, Kornelius (2018). Sexsucht. Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige. Berlin: Ch. Links Verlag.

Stark, Rudolf (2020). Ratgeber Sexuelle Sucht. Informationen für Betroffene und Angehörige. Göttingen: Hogrefe.

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