Väter mit Suchterkrankung – ein Thema für die Suchthilfe

Väter mit Suchterkrankung stehen bislang zu selten im Fokus der Suchthilfe – obwohl sie häufig betroffen sind und ihre Kinder stark unter den Folgen leiden. Die meisten suchtkranken Elternteile sind Väter, doch ihre spezifischen Lebenslagen und Bedürfnisse bleiben oft unberücksichtigt.

Vergessen, verdrängt, verloren?

Trotz hoher Betroffenenzahlen werden Väter mit Suchterkrankung häufig nicht als Zielgruppe wahrgenommen. Dabei zeigt die Forschung: Suchterkrankung und Vaterschaft beeinflussen sich gegenseitig. Viele Väter berichten von Schuldgefühlen, Bindungsschwierigkeiten und dem Wunsch, es besser zu machen als ihre eigenen Väter – brauchen dafür aber konkrete Unterstützung.

Fakten, die alarmieren

  • Über 25 % der Männer konsumieren riskant Alkohol – viele davon sind Väter.
  • Suchtkranke Väter zeigen häufiger instabile Bindungen, unsichere Erziehungsstrategien und erleben eine hohe psychische Belastung.
  • Viele betroffene Kinder entwickeln selbst Verhaltensauffälligkeiten, Ängste oder Schulprobleme.

Eine gute Vater-Kind-Beziehung kann ein starker Hebel für Veränderung sein – wenn sie aktiv gefördert wird.

„Papa auch!“ – ein Forschungsprojekt gibt Einblick

Im Projekt „Papa auch!“ (2022–2025), gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit, wurden suchtkranke Väter selbst befragt. Die Ergebnisse zeigen:

  • Vaterschaft ist emotional hoch besetzt, wird aber in der Regel nicht systematisch thematisiert.
  • Viele Väter wünschen sich individuelle, nicht stigmatisierende Angebote, z. B. Einzelberatung oder Erziehungsunterstützung.
  • Fachkräfte sehen einen klaren Bedarf – es fehlen aber Konzepte und Strukturen in der Regelversorgung.

👉 Zum Vortrag „Papa auch!

Väter mit Suchterkrankungen: Was die Suchthilfe jetzt braucht

Eine vätersensible Suchthilfe muss:

konkrete Module integrieren (z. B. „Vaterführerschein“, Reflexionsarbeit, Sicherheitsstrategien für Kinder)

Vaterschaft aktiv ansprechen – auch ohne expliziten Wunsch

Bindung, Biografie und Verantwortung thematisieren

Kooperationen mit Erziehungsberatung, Männerberatung und Jugendhilfe eingehen

Für die Kinder – und für die Gesellschaft

Frühzeitige, spezifische Angebote für Väter mit Suchterkrankung sind auch Kinderschutz und Prävention. Denn: Wenn Väter Wege aus der Abhängigkeit finden und ihre Rolle bewusst gestalten, profitieren alle – sie selbst, ihre Kinder und unsere Gesellschaft.

Linkempfehlungen

Suchtkranke Eltern – ein psychisches Risiko für Kinder!? Teil 2: Suchtmittelspezifische und suchtmittelunabhängige Risikofaktoren.

SHIFT PLUS Elterntraining

Kinder aus suchtbelasteten Familien (DHS)