Tanorexie: Von der Sucht sich zu bräunen

Der Begriff Tanorexie bezeichnet die in Deutschland immer noch kaum bekannte Sucht, sich immer häufiger und länger zu bräunen und am Ende die Kontrolle über dieses Verhalten zu verlieren. Das Problem ist weitverbreitet und mit mehr als 3.500 Solarien und ca. 50.000 Sonnenbänken bundesweit und schätzungsweise bis zu 250.000 betroffenen tanorektischen Personen lebt eine ganze Branche davon. Laut der 2012 veröffentlichten „SUN Study“ des Instituts für Public Health (MIPH) an der Universität Heidelberg besuchten 2011 4,8 Millionen Deutsche ein Sonnenstudio, davon knapp 60% Frauen. Tanorexie (deutsch im übertragenen Sinne: Bräunungssucht) bezeichnet das übertriebene Verlangen, die Haut exzessiv zu bräunen. Übertragen heißt der Begriffen „Appetit auf braune Haut“.

Der Begriff setzt sich aus dem englischen Begriff to tan (bräunen) und Anorexie (Magersucht) zusammen, womit die Parallelen zum gestörten und verzerrten Selbstbild von Magersüchtigen betont werden sollen. Anorektiker sehen sich selbst chronisch als zu dünn, Tanorektiker als zu blass. Denn viele Gebräunte nehmen den Bräunungsgrad ihrer Haut unrealistisch wahr und schätzen sich als immer noch zu blass ein, obwohl sie bereits einen starken Bräunungseffekt erreicht haben. Somit wird schnell deutlich, dass ein psychisches Phänomen bzw. Problem hinter dem exzessiven Bräunen steckt. Außerdem wird in der Verursachung der Störung inzwischen auch ein neurobiologischer, opioider Mechanismus angenommen. Dass Tanorexie daher mit Sucht bzw. Abhängigkeit zu tun haben könnte, wird in den letzten Jahren immer wieder vorgebracht, findet jedoch noch keine breite Aufmerksamkeit. Um die Symptomatik und psychischen Funktionen und Hintergründe des Tanorexie-Verhaltens geht es in diesem Beitrag.

Verhaltenssüchte – jegliches lustvolles Verhalten kann zur Sucht werden

Inzwischen weitgehend anerkannt ist das Konzept der Verhaltenssüchte. Diese sind – im Kern lustvolle – Verhaltensweisen, welche dieselben Gehirnregionen des Selbstbelohnungszentrums ansprechen wie Substanzsüchte und aufgrund der Lern- und Adapaptionseffekte zu zwanghaft auftretenden Verhaltensgewohnheiten mit hoher Wiederholungswahrscheinlichkeit und Veränderungsresistenz werden. Schon der deutsche Psychiater Viktor von Gebsattel schrieb im Jahre 1954, dass jegliche lustvoll erlebte Tätigkeit zur Sucht werden kann. Andere exemplarische Verhaltenssüchte sind die Glücksspielsucht, Kaufsucht, Dopingsucht, Mediensucht und Biggerexie. Letzteres ist das süchtige Streben nach Muskelmasse, eine Störung, die hauptsächlich bei jungen Männern zu finden ist.

Abhängigkeitskriterien einer Tanorexie

Die Anzeichen einer Verhaltenssucht ähneln denen der Substanzsüchte. Für die Tanorexie besteht das problematische Verhalten darin, sich exzessiv und übermäßig zu bräunen, was fast immer künstliche UV-Quellen beinhaltet.  Die Kriterien einer Verhaltenssucht, auf die Tanorexie übertragen, sind demnach:

  1. Unwiderstehliches Verlangen nach Bräunung
  2. Psychische Entzugserscheinungen (Gereiztheit, Depressivität, Übellaunigkeit, wenn das Bräunungsverhalten nicht ausgeführt werden kann).
  3. Verlust der Verhaltenskontrolle (Häufigkeit und Dauer des Bräunungsverhaltens nehmen zu)
  4. Toleranzerhöhung (Die Zufriedenheit mit den Bräunungsergebnissen lässt immer mehr nach)
  5. Vernachlässigung anderer Tätigkeiten, Hobbys und Beziehungen
  6. Fortsetzung des Bräunungsverhaltens trotz vorhandener Nachteile im gesundheitlichen und sozialen Bereich (Hautprobleme, Voralterungseffekte, Stigmatisierung)

Vorgeschichte und Entwicklung der Bräunungssucht

Das Verhalten, das zu Tanorexie führen kann, beginnt oft schon in der Jugend mit häufigerem Sonnenbaden, dann mit Besuchen in Sonnenstudios. Die als Reaktion der Haut auf UV-Bestrahlung entstehende Schutzreaktion, die Pigmentierung, in Form einer Verdunklung der Haut wird dann als Erfolg und Gewinn an Schönheit und Attraktivität wahrgenommen. 

Der Harvard Forscher David E. Fisher vermutet aufgrund neuerer Forschung einen suchterzeugenden Mechanismus übermäßigen Sonnens durch die Produktion opioider Substanzen (Beta-Endorphin) in den exponierten Zellen¹. Das würde erklären, dass hohe Dosen Sonnenbadens neben den subjektiv wohltuenden Effekten des verbesserten subjektiven Schönheitsgefühls durch die Hautbräunung auch unbewusst Wohlbefinden und Wunsch nach Wiederholung auslösen. Unterstützt wird diese Annahme durch einen interessanten experimentellen Befund: 

Personen, die sich regelmäßig bräunen, zeigten in einem Experiment eine hohe Präferenz für UV-Licht, selbst wenn sie gar nicht wissen, welche der Lichtquellen, denen sie ausgesetzt waren, die UV-Quelle war. Die Annahme ist daher naheliegend, dass UV-Licht im Körper verstärkende, angenehme Wirkungen entfaltet, die unabhängig von der kognitiven Überzeugung sind, etwas für seine Schönheit und sein gutes Aussehen zu tun. Je früher die Probanden mit dem Bräunen in Studios begonnen hatten und je häufiger sie dieses Verhalten ausführten, desto mehr Probleme hatten sie später, es wieder aufzugeben. Dies spricht für die Suchthypothese in Bezug auf exzessives Bräunen.

Diese Symptome sind auch typischerweise von Substanzabhängigen bekannt. Es konnte zusätzlich gezeigt werden, dass durch die Gabe eines Opoidantagonisten (Naltrexon) die Präferenz von Probanden gegenüber UV-Licht reduziert wurde. Es wird daher davon ausgegangen, dass in der Haut (subkutan) durch Exposition gegenüber UV-Licht kleinere Dosen von Endorphinen produziert werden. Dies würde die abhängigkeitserzeugende Reaktion bei Risikoprobanden erklären und außerdem die angenehmen lustvollen Effekten der UV-Exposition zumindest miterzeugen. Es muss allerdings hinzugefügt werden, dass die vorhandene Evidenz für die Endorphinhypothese nach UV-Exposition noch nicht eindeutig ist. 

Oft wiederholte Bräunungen – erste Anzeichen der Suchtentwicklung

Durch die kontinuierliche Bräune der Haut, die von einer künstlichen UV-Quelle erzeugt wird, kommt es – auch im Winter – zu einer Aufhellung der Stimmung bei den Konsumenten. Dies liegt nicht nur an der subjektiv – meist aber nur kurzfristig – verbesserten Selbstwahrnehmung. Die UV-Bestrahlung löst in den Hautzellen eine Reaktion aus, die einerseits die Vitamin-D-Bildung fördert und andererseits zur minimalen Ausschüttung von Beta-Endorphinen im Körper führt. Eine Reaktion, die dann zu verbesserter Stimmung und leichter Euphorie führt. Der leicht euphorisierende Effekt der UV-Quellen auf die Hautzellen wird von den Nutzern in der Regel nicht bewusst wahrgenommen, steuert aber dennoch das weitere Verhalten – insbesondere in Richtung wiederholter Bräunungen durch künstliches Sonnenlicht. Es kann daher angenommen werden, dass diese Hormonausschüttung eine Teilursache für die spätere Tanorexie als Suchterkrankung sein könnte. Diese Zusammenhänge müssen jedoch weiter erforscht werden.

Reales und künstliches Sonnenbaden als Stimmungsaufheller

Es kann also (unbewusst) zu einer Verbesserung einer übellaunigen (dysphorischen) bis depressiven Befindlichkeit kommen. Auch wenn der Effekt nur minimal ist, kann er das folgende Verhalten dennoch beeinflussen und so zu einem erneuten Aufsuchen der Quelle der Verbesserung führen (Sensitivierung). Der Effekt wird durch die Ausschüttung des Wohlfühlhormons Serotonin und von Beta-Endorphin ausgelöst, was während der UV-Behandlung angeregt wird. Das Verhalten der Exposition gegenüber natürlichem Sonnenlicht ist im normalen Leben normal und in gewissem Umfang auch notwendig – vor allem wegen der Vitamin-D-Produktion und antidepressiver Effekte. Was erschwerend zum exzessiven Konsum künstlichem UV-A-Lichts führt, ist die Tatsache, dass die künstlich erzeugte Bräune der Haut als Schönheitsideal gilt. Dieser Effekt ist jedoch nur von vorübergehender Dauer, muss also wiederholt werden. Bei Tanorexie wird die locker ab und an stattfindende Wiederholung jedoch zum oft täglichen Zwang.

Risikogruppen für Tanorexie

Von der Tanorexie betroffen sind vor allem Menschen, die ihr Selbstbewusstsein stark über ihr Aussehen bestimmen. Im Hintergrund kann in einzelnen Fällen auch eine körperdysmorphe Störung bestehen, bei der Menschen bei durchschnittlichem oder sehr gutem Aussehen davon überzeugt sind, dass mit ihrem Äußeren etwas nicht stimmt. Im Extrem sind sie zutiefst von ihrer eigenen Hässlichkeit überzeugt und halten zwanghaft an dieser Vorstellung fest. So berichten die Psychiaterin Dr. Michelle Conroy und Kollegen² (Brown University, Providence, USA) eine Studie, an der 200 Personen mit einer körperdysmorphen Störung teilnahmen.

50 von ihnen bräunten ihre Haut auffällig oft und intensiv. Ihr Gefühl, hässlich zu sein, richtete sich vor allem auf ihre Haut: Sie fühlten sich in geradezu zwanghafter Weise zu blass und störten sich außerdem an Pickeln, Narben und Flecken. Über die Hälfte der Betroffenen hatte sich schon mehrere Male an Hautärzte gewandt und sich verschiedenen, auch operativen, Behandlungen unterzogen. Ihre Unzufriedenheit mit ihrem Aussehen konnte dadurch jedoch nicht behoben werden. Patienten mit körperdysmorpher Störung, die hauptsächlich auf die Haut fixiert sind, stellen insofern eine Subgruppe der vor allem weiblichen Tanorektikerinnen dar.

Teufelskreis der Sucht: Auch bei Tanorexie

Durch das oft wiederholte künstliche Bräunen erhoffen sie sich, dauerhaft attraktiv zu sein. Sie geraten jedoch oft in einen Teufelskreis, dass sie mit dem Ergebnis nur kurzfristig zufrieden sind und sich nach kurzer Zeit wieder Unzufriedenheit und Selbstwertkrisen eintreten, die dann mit neuerlicher Bräunung bekämpft werden. Der für Suchtkrankheiten typische „Teufelskreis“ der Sucht entsteht dann

Betroffen sind vor allem junge Personen und deutlich mehr Frauen als Männer. Manche Quellen gehen von bis zu 250.000 Personen in Deutschland aus. Allerdings sind derartige Zahlen nur Schätzungen. Die betroffenen Personen sind besonders empfänglich für Modetrends und soziale Beeinflussungen durch Medien und Meinungsführer. Dies nutzt sogenannten Influencern in den sozialen Netzwerken (Instagram, TikTok) besonders. Bildungsferne Personen mit wenig gesundheitsbezogenem Wissen sind eher betroffen. Sie unterschätzen dabei systematisch die Folgen der dauerhaften Sonneneinstrahlung. Aber auch Personen, die ohnehin schon unter Suchtverhalten, wie beispielsweise Rauchern leiden, sind häufig komorbid von der Bräunungssucht betroffen. Die dermatologischen Effekte chronischen Rauchens und ebenso chronischer Bräunungssucht sind dabei äußerst kritisch und führen nicht selten zu schweren Erkrankungen und früherem Tod. 

Schönheitsideale im Wandel der Zeit

Dabei ist das Schönheitsideal „braune Haut“ noch gar nicht so alt. Die Bräunungswelle geht im Wesentlichen mit dem Siegeszug des Massentourismus und speziell der Strandurlaube einher, durch die zum ersten Mal die Entblößung der Haut mit einem Freizeitvergnügen kombiniert wurde. Wie alle Schönheitsideale, die sich auf leicht veränderliche Sekundärmerkmale beziehen, gibt es hier immer wieder modische Welle, die – kulturhistorisch betrachtet – eine schnelle Veränderlichkeit des Geschmacks verdeutlichen. 

In traditionell agrarischen Gesellschaften war es für die bäuerliche Bevölkerung durch die Feldarbeit ganz normal braun zu werden, wenigstens in den Hautbereichen, die sich vor der immensen Sonneneinstrahlung nicht schützen ließen. Viel Zeit wurde draußen verbracht, denn auch für das materielle Überleben der Familien war es wichtig, Felder zu bestellen oder bei Großbauern in der Landwirtschaft zu arbeiten. Blasse Haut war ein Distinktionsmerkmal für Personen der Oberschicht, so wie es dies heute noch in manchen Ländern Ostasiens darstellt.

Die Hellhäutigen demonstrierten damit, dass sie es nicht nötig hatten, der Feldarbeit nachzugehen und ein Leben in Luxus führen konnten. Dies wurde noch durch das Aufbringen weißen Puders auf der Haut („vornehme Blässe“) unterstrichen. Erst mit dem Aufkommen des massenhaften Badevergnügens an den Stränden der Meere (in früheren Zeiten unüblich) wandelte sich der Schönheitsgeschmack. Man konnte durch die dort erworbene Bräune zeigen, dass man sich den Badeurlaub leisten konnte. Wieder war es ein soziales Distinktionsmerkmal, was zur Veränderung des Massengeschmacks führte. 

Von der Hautfarbe auf innere Merkmale schließen – ein gefährlicher Kurzschluss

In der Kultur- und Sozialgeschichte der Menschen erlangte die Hautfarbe schon vor etlichen Jahrhunderten eine überwertige Bedeutung. Von der Hautfarbe als äußerem Merkmal wurde fälschlicherweise über Jahrhunderte auf Wesensarten von Menschen geschlossen, wodurch wiederum Privilegierung und Diskriminierung begründet wurden. Hautfarbe bildete lange Zeit die Basis rassistische Vorurteile und Misshandlungen. Die Vorstellung, dass die eigene Bezugs- und Volksgruppe die beste war und dass man anders aussehenden Menschen misstrauen musste, war bei fast allen Völkern weit verbreitet.

Das zugrundeliegende Denken, der Ethnozentrismus, ist bei weitgehend isoliert lebenden Ethnien mit wenig Migrationserfahrung auf die geringen realen Interaktionserfahrungen mit andersartigen Menschen zurückzuführen. Es hat diese ethnozentristischen Reaktionen historisch in fast allen Völkerschaften. Daher ist die Aussage, dass es Rassismus gegen Weiße nicht gäbe, irreführend und falsch. Historische Zeugnisse aus früheren asiatischen und afrikanischen Gesellschaften zeigen, dass es diskriminierende Reaktionen gegen anders Aussehende, auch Weiße, immer wieder gab. Die stärkste bekannte Rassismusreaktion ist die der europäischen Kolonialmächte der Neuzeit gegenüber fast den meisten Völkern auf anderen Kontinenten.

Schnelllebigkeit der Schönheitsideale

Heutzutage wandeln sich Schönheitsideale viel schneller als in früheren Zeiten – sie sind volatiler geworden. Waren in den 1950-er Jahren für Frauen Kurven und Rundungen angesagt, kam in den 1970-er Jahren extreme Schlankheit in Mode, seit den 2000-er Jahren sind die Ideale gesplittet, was ganz der zunehmenden Diversifizierung der Gesellschaft entspricht. Manche wollen es wieder rund, andere ohne erkennbare Weiblichkeit übermäßig schlank und weitere gerade mit deutlich überquellenden Rundungen. Die ästhetischen Präferenzen sind so heterogen wie die postmoderne Gesellschaft. Dies bietet Chancen und Risiken zugleich. Besonders die stark gewachsene chirurgische Schönheitsindustrie stellt bei Menschen, die sich ihre Hässlichkeit aufgrund psychischer Probleme indoktrinieren (körperdysmorphe Störung), eine relevante Gefahr dar. Sie suggeriert, dass beinahe jedes Aussehen machbar ist, wenn Geld und Operationsbereitschaft vorliegen. 

Lange Zeit Ziel Nr. 1 in Europa: helle Haut

In der Antike war der Geschmack noch deutlich homogener: Während bei den Herren der Schöpfung eine gebräunte Haut als attraktiv empfunden wurde, taten Römerinnen und Griechinnen alles für eine helle Haut. Da sie aber von Natur aus eher eine gebräunte Haut hatten, empfanden viele gut situierte Damen Neid gegenüber den germanischen Sklavinnen, die eine eher helle Haut mitbrachten.

Der Wunsch nach heller Haut setzte sich auch im Mittelalter fort. Wer eine Haut wie Elfenbein hatte, war dadurch offensichtlich von höherem Stand. Hart arbeitende Menschen, die ihr Tagewerk unter der Sonne verrichten mussten, konnten durch ihre gebräunte Haut schnell erkannt und als Unterschichtsangehörige stigmatisiert werden. Sonnengebräunte Haut war zu dieser Zeit ein Diskriminierungsmerkmal zu Ungunsten der Gebräunten.

Auch in der Renaissance zog sich der Wunsch nach heller porzellanartiger Haut fort. Jedoch wurden jetzt ganz andere Körperproportionen bevorzugt. Weibliche Rundungen waren nun wieder Schönheitsideale und wurden mit der Kleidung noch mehr betont. 

Das Schönheitsideal der gebräunten Haut hat sich in Europa und Nordamerika erst im frühen 20. Jahrhundert etabliert. In vielen Ländern Afrikas sind Bleichungsmittel für die Haut, insbesondere im Gesicht, immer noch viel verkaufte Produkte. 

Die Wurzeln der Schönheitsideale

Schönheitsideale haben evolutionäre und kulturelle Wurzeln. Die evolutionär bedingten Aspekte wirken überdauernd, die kulturellen unterliegen Moden und wechselnden Tendenzen. Ein ebenmäßiges, symmetrisches Gesicht ist eines der wichtigsten evolutionär bedingten Schönheitsideale, verspricht es doch gesunden Nachwuchs, der nicht von Krankheiten und Parasiten befallen ist. Was das Aussehen der Haut angeht, haben sich durch kontinentübergreifende Migrationsprozesse durch geringere Sonneneinstrahlung schon vor Tausenden von Jahren Änderungen der Pigmentierung ergeben. Die „out-of-Africa“- Annahme der Verbreitung des Menschen ist führende Theorie in diesem Bereich. Die Menschen im Norden wurden aufgrund der geringeren Sonneneinstrahlung heller und heller. Eine andere Theorie³ besagt, dass die Menschen ursprünglich eine mittelbraune, kakaofarbene Haut hatten, und sich je nach Siedlungsgebiet eher verdunkelten oder aufhellten. 

Wie es zur Pigmentierung der Haut kommt

Die Hautfarbe (auch Teint) ist ein körperliches Merkmal, das vor allem durch die Pigmentierung der Haut und die Struktur der Blutgefäße bestimmt wird. Melanin ist das Pigment, das die verschiedenen Schattierungen und Farben der Haut, des Haars und der Augen beim Menschen produziert. Die Farbe (Pigmentierung) hängt von der Menge an Melanin in der Haut ab. Ohne Melanin wäre die Haut blass, mit verschiedenen pinkfarbenen Schattierungen durch die darunter liegenden Blutgefäße. Hellhäutige Menschen produzieren nur wenig Melanin, Menschen mit dunklerer Haut größere Mengen, und sehr dunkelhäutige Menschen produzieren das meiste Melanin.

Insofern ist die Hautfarbe der Menschen im Kern ein hormonell gesteuerter Schutzmechanismus gegen zu viel Sonnenlicht (Verbrennungsgefahr) bei dunkler Haut bzw. eine Anpassungsleistung zur Aufnahme größerer Mengen UV-Licht bei hellerer Haut. Die ursprüngliche Hautfarbe der Frühmenschen, nachdem diese die für Primaten typische Körperbehaarung im Laufe der Evolution verloren hatten, war nach Meinung vieler Forscher ein mittleres Braun bis Beige. Sehr dunkle und teilweise fast schwarze Hautfarbe auf der einen Seite und sehr helle weiß Haut sind demnach Anpassungsreaktionen an starke bzw. schwache Sonneneinstrahlung sowie eine genetische Variation der verschiedenen Hauttypen von Menschen.

Entstehung der Hautfarben durch natürliche Selektion

Nach dieser Hypothese werden als entscheidende Ursache für die Entwicklung der regional abweichenden Hautfarben Selektionsvorteile der Hautanpassungen in den jeweiligen Regionen angenommen. Die Adaptation des Melaninspiegels und in der Folge der Hautpigmentierung an die Lichtverhältnisse und vor allem die UV-Strahlung in der jeweiligen Region soll der zugrundeliegende Mechanismus für die verschiedenartigen Hautfarben darstellen.

Melanin schützt Haut vor starker Ultraviolettstrahlung der Sonne. Es unterdrückt die erbgutschädigende Wirkung extremer Sonneneinstrahlung, insbesondere der UV-B-Strahlung. Insofern ist ein hoher Melaninanteil in Regionen mit starker Sonneneinstrahlung ein Vorteil, in Regionen mit niedriger Sonneneinstrahlung dagegen aber nicht in gleichem Maße erforderlich. Der zweite Nutzen des Melanins ist, dass im Blut zirkulierende Folsäure vor der Ultraviolettstrahlung geschützt wird. Ohne diesen Schutz würde sie vorschnell zerstört. Folsäure ist u.a. wichtig für die Entwicklung des ungeborenen Fötus und spielt eine wichtige Rolle bei der Spermienproduktion des Mannes. 

Bräunungssucht

Nachdem die wechselhafte Evolutions- und Kulturgeschichte der Hautfarben beleuchtet wurde, gilt es nun, die postmoderne Entwicklung zur Verhaltenssucht im Umgang mit UV-Exposition zu beleuchten. Wie alle menschlichen Verhaltensweisen, die Lust- und Glücksgefühle erzeugen, kann dies die Exposition gegenüber Sonnenlicht ebenfalls, und zwar in besonders intensiver und auch neurobiologisch intensivierter Form, wie noch zu zeigen sein wird. 

Es gibt inzwischen erste wissenschaftliche Untersuchungen zum übertriebenen Solariengebrauch. In den englischsprachigen Fachpublikationen wird das entsprechende Verhalten als „indoor tanning dependency bzw. –addiction“ bezeichnet. Im Deutschen ist meist von Bräunungssucht die Rede. Diese wird als eine Verhaltenssucht konzipiert. Eine allgemeine Anerkennung als Krankheitsbild im ICD/DSM steht jedoch noch aus. 

Das Krankheitsbild und die Folgen

Die Betroffenen streben die „perfekte Bräune“ an und definieren ihr Schönheitsideal über stark gebräunte Haut. Ihr Wunsch nach Körperbräune übersteigt dabei ein normales und gesundes Maß. Sie haben Angst davor, zu blass und damit unattraktiv zu werden, und bräunen sich daher möglichst oft und intensiv, sowohl in der Sonne als auch mit Hilfe von häufigen Besuchen in Sonnenstudios, wobei diese Angst selbst bei objektiv sehr starker Bräunung bestehen bleibe und dazu führe, dass die Haut immer weiter gebräunt werden muss. 

Mögliche Folgerisiken sind vorzeitige Hautalterung, Hautveränderungen wie beispielsweise Pigmentstörungen (Hautflecke), Hautkrebs und sogar Zahnausfall aufgrund der übermäßigen Erwärmung. Doch wie bei der Magersucht ist die Selbstwahrnehmung der Betroffenen auffällig gestört. So nehmen sich viele Tanorektiker selbst als zu blass und damit unattraktiv wahr, obwohl ihre Haut bereits übermäßig gebräunt ist. Die Selbstwahrnehmung bezüglich der eigenen Hautfarbe, oft aber auch in Bezug auf andere Aussehensattribute, ist auffällig verzerrt und gestört. Das Selbstwertgefühl wird ganz von der Körperbräune abhängig gemacht.

Durch diese Fixierung auf die erreichte Hautbräune in Kombination mit der verzerrten Selbstwahrnehmung genau in Bezug auf dieses Merkmal entwickelt sich eine starke Labilität des Selbstwertgefühls, das mit immer neuen Bräunungen stabilisiert und künstlich gefördert wird. Es entsteht ein Teufelskreis aus Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen, erniedrigtem Selbstwertgefühl, neuerlichen Bräunungen, kurzfristiger Selbstzufriedenheit, schnell wieder auftretenden Defiziterleben in Bezug auf die eigene Bräune und wiederholtem Verlangen nach Bräunung. Dieser biopsychosoziale Teufelskreis der Sucht liegt bei allen anderen Suchtstörungen in ähnlicher Form in Bezug auf die jeweilige Ausgangs- und Folgeproblematik ebenfalls vor, ist also ein Grundmerkmal von Suchtstörungen. Das maßlose Verlangen nach Sonnen- oder künstlichem UV-Licht lockt die Besucher wöchentlich mehrmals, einige sogar täglich ins Sonnenstudio.

Die Sonnenbank – eine organisierte Industrie mit hohen Risiken für die Konsumenten

Wer eine Tanorexie entwickelt hat oder auf dem Weg dorthin ist, dem langt das Sonnenbaden in der freien Natur schon lange nicht mehr. Die seit mehr als 40 Jahren auch in Deutschland verbreiteten UV-Studios („Sonnenbänke“) liefern an mehr als 40.000 Standorten Bräunung zu jeder Jahreszeit. Von dem Kult ums Bräunen und dem angeblichen Schönheitsideal des dadurch erreichbaren „gepflegten Aussehens“ lebt eine ganze Industrie von Produzenten und Betreibern ähnlich wie beim Glücksspiel die Automatenindustrie, die Zehntausende von Spielhallen und Wettbüros betreibt. 

Auf der Sonnenbank wird man vorwiegend mit langwelligen UV-A-Strahlen bestrahlt. Diese sorgen zwar für ein schnelles Bräunen der Haut, zu einer schützenden Verdickung der oberen Hautschichten kommt es jedoch nicht. Diese sogenannte Lichtschwiele kann nur entstehen, wenn vor allem UV-B-Strahlen auf die Haut treffen. Auch wenn es inzwischen viele Sonnenstudios gibt, deren Bänke auch UV-B-Licht abstrahlen, raten Experten von der Nutzung ab. Empfehlenswerter ist Schwimmen im Freibad oder ein Spaziergang in der Sonne. Aber auch dies nicht in übertriebenem Umfang. So kann sich die Haut langsam an die UV-A- und UV-B-Strahlen gewöhnen und einen Eigenschutz aufbauen. Aber auch bei diesen Aktivitäten im Freien gilt, dass man vor jedem Aufenthalt in der Sonne die Haut durch eine Sonnencreme mit passendem Filter schützen sollte.

Sucht nach Sonnenlicht oder nach brauner Haut?

Sonnenlicht fördert die Vitamin-D-Bildung und Ausschüttung von Glückshormonen in unserem Körper. Darum sehnen wir uns im Winter nach der Frühlingssonne und fühlen uns gut, wenn dann die ersten Sonnenstrahlen unsere Haut berühren und wärmen. Doch zu viel des Guten – insbesondere mit ganzjährigen Besuchen auf Sonnenbänken – ist gefährlich. Zum einen und vor allem wegen der Hauterkrankungsgefahren, allen voran vorzeitige Hautalterung („Faltenbildung“) und Hautkrebs. Etwa 200.000 Personen erhalten jährlich in Deutschland die Diagnose Hautkrebs, wobei zwischen weißem und schwarzem Hautkrebs unterschieden wird.

Der schwarze Hautkrebs („Melanom“) ist gefährlicher und hat eine deutlich schlechtere Prognose als der weiße Hautkrebs. Onkologische Experten gehen davon aus, dass viele dieser Fälle durch UV-Licht – natürliches und besonders künstliches – verursacht werden. Weiterer unschöner Nebeneffekt des vermehrten Bräunens: Die Haut altert schneller und die Bildung brauner Pigmentflecken („Altersflecken“) wird begünstigt. Diese Flecken können wiederum durch intensive Sonneneinstrahlung zu einem erhöhten Krebsrisiko beitragen. Zwar ist die Zahl der Nutzer künstlicher Sonnenbänke seit dem Jahr 2000 um etwa 85% zurückgegangen, jedoch kann angenommen werden, dass unter den verbleibenden Nutzern eine größere Zahl von Personen mit tanorektischen Problemen ist.

Doch was eine Reihe von Studien aus den letzten Jahren zeigt: Wer sich zu oft und zu lange der Sonnenstrahlung, insbesondere den UV-A Strahlen in Sonnenstudios aussetzt, ist auch suchtgefährdet. Dies rührt, so inzwischen die wissenschaftliche Meinung, von den leicht endorphinen Wirkungen des UV-Lichts auf die Hautzellen her. Sonnenbaden erzeugt ein angenehmes, glücksartiges Gefühl, das wir genießen sollten. Besonders nach der dunklen Jahreszeit geben die ersten Sonnenstrahlen in der Natur subjektiv Glück und Zufriedenheit. Ein wunderbarer Effekt! Diesen Effekt jedoch ständig – und vor allem mit künstlichen Quellen – erzeugen und wiederholen zu wollen, kann zu einem Kontrollverlust und anderen suchtartigen Folgen, wie Toleranzerhöhung („immer mehr“) und psychischen Entzugserscheinungen (Übellaunigkeit, Selbstwertproblemen) führen. 

Breite Entstehungsursachen: Bio-psycho-soziales Geflecht

Diverse Studien zeigten auch genetische Effekte: So waren bei monozygoten Zwillingen höhere Quoten für Tanorexie beobachtet worden, wenn diese eine genetische Risikokonstellation aufwiesen. Andere Studien weisen genetische Risikoprofile für Tanorexie nach, die denen für Suchterkrankungen und depressive Störungen ähneln⁴.

Neben den genetischen Risiken, die Menschen unbewusst und ungewollt in eine Tanorexie führen können, gilt es die zuletzt genannten psychosozialen Faktoren ebenfalls zu beobachten. Die Konformität mit Schönheitsidealen („braune Haut ist schön und erstrebenswert“), der Peer-Gruppen-Druck hinsichtlich schönen Aussehens gerade im Jugendalter und der Einfluss manipulativer Werbung in Medien („Frauenzeitschriften“) sind zu beachten. 

Eine Forschungsgruppe vom Londoner King´s College (Marianna Sanna u.a.) kam 2020 auf der Basis der Analyse der genetischen Daten und Verhaltensprofile von mehr als 2.700 Zwillingen zu dem Schluss, dass zwischen 58% und 67% des tanorektischen Verhaltens genetisch verursacht ist. Im Vordergrund steht hier also – biologisch begründet – die Suche und bei den Risikopersonen die Sucht nach Sonnenlicht. Das zwanghafte Streben nach gebräunter Haut kommt als kulturelles Epiphänomen dazu und verstärkt den tanorektischen Entstehungsmechanismus. Aber erst das massenhafte Aufkommen von Sonnenbänken in den entsprechenden Studios und teilweise auch im privaten Bereich hat die massenhafte Verbreitung der Tanorexie als Verhaltenssucht ermöglicht.

Konsequenzen für die Suchthilfe – Möglichkeiten der Prävention und Therapie

Die Sensibilität der Suchthilfe für die Risiken bei Tanorexie sollte gesteigert werden. Exzessives Bräunen ist eben kein schönheitssteigerndes Verhalten, sondern eine ernsthafte Gefahr für die menschliche Haut und langfristig für die psychische Gesundheit der Betroffenen. Zunächst ist es für Fachkräfte der Suchthilfe wichtig, Krankheitsbild und Verlaufsformen der Tanorexie und ihrer häufigsten Komorbiditäten zu kennen. Sie gehört zur Gruppe der Verhaltenssüchte und weist ebenso viele Ähnlichkeiten zu Substanzsüchten auf. 

Neben dem Erkennen der Symptomatik – erkennbare äußerliche Hinweise sind gegeben – ist ein empathisches Verständnis für tanorektische Verhaltensprobleme zu entwickeln. Die Personen können subjektiv dem Verlangen nach dem Bräunungsverhalten nicht mehr widerstehen und schämen sich im Regelfall für ihre Störung. Wenn sie noch nicht so weit in der Störung entwickelt sind, glauben sie tatsächlich noch, dass ihr Verhalten der Steigerung ihrer Schönheit dient. Diese irrationale Überzeugung sollte in der Therapie dekonstruiert werden. Motivierende Strategien sind in der initialen Kontaktaufnahme und –vertiefung zu den betroffenen Personen (meist Frauen) zunächst von höchster Bedeutung. 

Am Anfang möglicher Hilfen stehen öffentliche Information und Sensibilisierung potentiell betroffener oder gefährdeter Personen. Dies sollte vor allem in Schulen und öffentlich-rechtlichen, unabhängigen Medien – ohne voyeuristische Tendenzen, wie dies bei vielen privaten TV-Sendern regelhaft vorliegt –  erfolgen. Auch einschlägige soziale Netzwerke sind einzuschließen.

Der konkrete Hilfeprozess bei Tanorexie

Der psychotherapeutische Hilfeprozess bei Tanorexie ist dem bei anderen Verhaltenssüchten ähnlich und kann wie folgt beschrieben werden:

  1. Motivierung und Aufbau vertrauensvollen therapeutischen Kontraktes.
  2. Problemdefinition, Zielklärung, therapeutischer Kontrakt.
  3. Psychoedukative Basisinformation mit Selbstbeobachtungsmöglichkeiten; Suchtinformationen, auch zum Schamabbau.
  4. Diagnostik, funktionale Verhaltensanalyse, Plan- und Schemaanalyse, Abklärung von Komorbiditäten.
  5. Erlernen und Einüben von Vermeidungs- und Selbstkontrollstrategien.
  6. Selbstreflektion des problematischen Verhaltens, kognitive Rekonstruktion relevanter Verhaltensschemata
  7. Expositions- und Konfrontationstechniken, auch mit digitalisierten Selbstkonfrontationsmethoden bezüglich der Veränderung des eigenen Aussehens.
  8. Umgang mit schwierigen Alltagssituationen, einschließlich Rückfallprävention und -intervention.
  9. Therapeutischer Abschluss, Sicherung und Reflektion der Fortschritte.
  10. Nachsorgeplanung, Selbsthilfe, Vernetzung.

Schluss: Ausstrahlung wichtiger als Aussehen – der Weisheit langes Ende

Tanorexie ist eine unterschätzte Verhaltenssucht, die oft komorbid mit anderen Suchterkrankungen oder anderen psychischen Störungen auftritt. Sie sollte frühzeitig behandelt werden, da sonst negative dermatologische, psychische und soziale Konsequenzen drohen. Dies kann bevorzugt im ambulanten Kontext von Psychotherapie oder Suchttherapie geschehen. Hauptsächlich sind Frauen betroffen. Durch die genetischen Risiken, die bei vielen Betroffenen bestehen, ist eine umfassende Prävention und Frühintervention nötig, die dann auf jeden Fall auch die relevanten psychoedukativen Elemente umfassen müssen. Die unmerkliche Verbesserung der Stimmung als opioidinduzierte unbewusste Verhaltensmotivation zur Wiederholung der angenehmen Effekte des exzessiven Bräunens muss zur Sprache gebracht und durch Verhaltensalternativen, auch im sozialen Bereich, ersetzt werden. Besonders sollte der Wiederholungs- und Zwangscharakter der Störung vermittelt und verarbeitet werden. 

Als Schlusssatz möge eine psychotherapeutisch-philosophische Reflektion bezüglich der Rolle und Funktion von Schönheit dienen: „Schönheit liegt weniger im Auge des Betrachters als im inneren Auge. Und dies sieht nur mit dem Herzen gut“. Mit anderen Worten: Für ein gelingendes, beruflich wie privat erfolgreiches Leben ist auf Dauer Ausstrahlung wichtiger als Aussehen! Um zu dieser Erkenntnis und tieferen Weisheit zu gelangen, bedarf es meist längerer Zeit. Auch hier könnte eine Psychotherapie den Erkenntnisgewinn beschleunigen und entscheidend vertiefen. 

¹ https://www.cell.com/cell/fulltext/S0092-8674(14)00611-4?_returnURL=http%3A%2F%2Flinkinghub.elsevier.com%2Fretrieve%2Fpii%2FS0092867414006114%3Fshowall%3Dtrue/

² https://cdn.aerzteblatt.de/pdf/pp/8/4/s176.pdf?ts=26.08.2009+08%3A45%3A35

³ https://science.sciencemag.org/content/358/6365/eaan8433/tab-figures-data

https://www.jidonline.org/article/S0022-202X(20)32049-2/fulltext